Vorbereitung, Durchführung und Präsentation
von interkulturellen Projekte

 

Interkulturelles Arbeiten in der Schule nicht auf einzelne Projekte, Feste, etc. beschränken. Im Grunde kann jedes Projekt, ja sogar jede einzelne Unterrichtsstunde, egal welches Thema sie behandelt, „interkulturell“ aufgebaut sein.

Wesentlich dabei ist einzig und allein, den Blick für alles, was von außen kommt, was „anders“ ist, was neu und ungewohnt ist, offen zu halten.

Jedes Thema hat Aspekte, die in anderen Ländern, Kulturen, Sprachen, Religionen nicht gleich sind. In manchen Fällen können sogar Konflikte entstehen, wenn man zu unsensibel oder ahnungslos vorgeht oder bestimmte religiöse Aspekte nicht berücksichtigt. Kinder aus anderen Kulturen können sich oft mit unserer Sicht der Dinge nicht identifizieren, in anderen Fällen können sie aber auch wesentliche, bereichernde Beiträge zu bestimmten Themen leisten.

Dies alles einzubeziehen ist eine interessante Aufgabe für LehrerInnen.

Dabei gibt es Vieles zu berücksichtigen, die folgende Zusammenstellung bietet dazu Hilfe:

 

1. Die Wahl des Themas

Themen für Unterrichtsprojekte gibt es sehr vielfältig.

In Klassen mit einem größeren Anteil von Kindern mit verschiedenen Herkunftskulturen ist es jedoch sinnvoll, die Themen so zu wählen, dass sie nicht nur das Interesse aller Kinder wecken, sondern dass auch wirklich alle die Möglichkeit haben, eigenes Wissen und eigene Erfahrungen einzubringen.

Prinzipiell eignet sich fast jedes Thema auch für interkulturelle Arbeit, es gibt jedoch eine Reihe von Themen, die besonders vielfältige Möglichkeit für interkulturelle Arbeit bieten, weil sie in allen Kulturen vorhanden sind und viele unterschiedliche Aspekte haben.

Wenn es die Möglichkeit gibt, die Projektarbeit gemeinsam mit anderen Klassen, anderen LehrerInnen, und vor allem unter Zusammenarbeit mit MuttersprachenlehrerInnen durchzuführen, dann ist es sehr von Nutzen, schon bei der Themenwahl zusammen zu arbeiten. Es ist unbedingt notwendig, für jedes Thema den richtigen Zeitpunkt zu wählen. So kann etwa ein Projekt über Ernährung, das gerade während des Fastenmonats Ramadan angesetzt wird, total daneben gehen.

Trotzdem ist es sinnvoll, die Themen so zu wählen, dass „Experten“ unter den Schülern die Möglichkeit haben, Eigenes einzubringen.

 Im Anhang findet sich eine entsprechende Themenliste,  die Anregung zu interkulturellen Projekten bieten soll.

2. Planung des Projektes

Ist ein Thema gefunden worden, dann beginnt die Detailplanung.

Das Lehrerteam, das idealer Weise ebenfalls multikulturell zusammengesetzt ist, sollte dabei folgende Punkte besonders beachten:

  • Welche Themenbereiche und Schwerpunkte sollen bearbeitet werden?
  • In welchen Bereichen können Gesichtspunkte aus anderen Kulturen einbezogen werden ?
  • Gibt es Punkte, die Kinder aus anderen Kulturen in ihren Gefühlen verletzen, sie in Gewissenskonflikte bringen oder sonst unangenehm berühren könnten ?
  • Wo sind Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten für anderssprachige Kinder zu erwarten ?
  • Wer /was kann bei Sprachschwierigkeiten helfen ?
  • In welchen Bereichen und in welchem Ausmaß ist die Mitarbeit von MU-LehrerInnen möglich?
  • Wer kann noch mitarbeiten?
  • Wo können Eltern etwas beisteuern ?
  • Wo können außerschulische Institutionen hinzugezogen werden ?
  • Was muss alles vorbereitet werden ?
  • Was können andere KollegInnen beisteuern ?
  • Was können die SchülerInnen selbst vorbereiten ?

Falls MuttersprachenlehrerInnen im Team mitarbeiten, sollten sie für sich, bzw. für ihre Schülergruppe gesonderte Überlegungen anstellen:

  • Welche Aspekte des Themas sind für diese Schülergruppe besonders wichtig ?
  • Welche Aspekte sind ihnen total fremd ?
  • Gibt es Bereiche, die besonders heikel sind (weil sie etwa religiöse Gefühle verletzen...) ?
  • Wo  sind sprachliche Schwierigkeiten zu erwarten ?
  • Welche Aspekte sollen unbedingt in der Muttersprache behandelt werden ?
  • Welche Bereiche sind in meiner Sprache/ Herkunftskultur unterschiedlich ?
  • Welche notwendigen Informationen aus meiner eigenen Kultur müssen an die KlassenlehrerInnen weiter gegeben werden ?
  • Was an Wissenswertem aus meinem Land/aus meiner Kultur kann ich zum Projekt beisteuern ?
  • Wo kann ich Bücher und Materialien in meiner Sprache her bekommen?
  • Kenne ich „Experten“  aus meinem Kulturkreis, die ich um Mithilfe bitten kann ?
  • Wie viel Zeit kann ich realistisch für die Mitarbeit an diesem Projekt erübrigen ?
  • Wie kann ich die Eltern meiner Schülergruppe zur Mitarbeit motivieren ?

Wichtige Punkte für alle Teammitglieder :

  • Gemeinsame Planung von allem Anfang an (Thema, Zeitplan,..), um spätere unangenehme Überraschungen zu vermeiden
  • Realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen, um Enttäuschung zu vermeiden
  • Strikte Einhaltung des Zeitplanes, bzw. sofortige Verständigung der Teammitglieder, wenn etwas dazwischenkommt
  • Gerechte Arbeitsteilung, wobei die anderen Verpflichtungen der Teammitglieder berücksichtigt werden müssen (insbesondere bei KollegInnen, die an mehreren Schulen arbeiten)
  • Eventuell notwendige Änderungen im Stundenplan der betroffenen KollegInnen in anderen Klassen oder Schulen rechtzeitig bekannt geben.

3. Durchführung des Projektes

Während der Durchführung des Projektes ist darauf zu achten, dass alle SchülerInnen Gelegenheit haben, auch in ihrer eigenen Sprache zu dem Thema zu arbeiten, dass zumindest Bücher, Zeitschriften, Broschüren in mehreren Sprachen vorhanden sind, oder dass anderssprachige Informationen ais dem Internet geholt werden können.

Die Schüler aus anderen Kulturen sollen nicht nur die Gelegenheit erhalten, Beiträge aus ihrer Herkunftskultur zu liefern, sondern sie sollen dazu besonders motiviert werden. (Oft wird beobachtet, dass Kinder Kulturunterschiede eher verstecken, weil sie sich dafür schämen, anders zu sein...).

Insbesondere bei Themen aus dem Alltags – und Familienbereich muss da sehr sensibel vorgegangen werden.

4. Projektpräsentation

Gleichgültig, ob die Präsentation eines Projektes schriftlich, bildlich oder mündlich erfolgt:

  • Die Sprachen aller Kinder sollen in irgendeiner Form dabei in Erscheinung treten.

  • Beiträge aus anderen Kulturen sollen auch gebührend dokumentiert werden und Beachtung finden.

  • Werden allgemeingültige  Erkenntnisse herausgearbeitet, so sollten diese mehrsprachig verbalisiert werden, etwas in Form von Informationsbroschüren.

  • Bei der Präsentation von Bildern aus dem Familienbereich muss darauf geachtet werden, dass keine Gefühle verletzt werden , und das Einverständnis der betreffenden Familie eingeholt wird.

mit geschätzter Genehmigung der Autorin Lisa Nevyjel